DZO: Antwort auf unseren Leserbrief

Die letzte Ausgabe der DZO von 2012 enthält unseren Leserbrief an die Herausgeber und deren Stellungnahme. Zugleich finden die Autoren Jacob und Weis – erstaunlicherweise wieder in der Rubrik „Forschung“ – auf acht Seiten Platz für eine „ausführliche Antwort“ [1]. Da es sich im wesentlichen um eine Wiederholung der ersten Polemik [2] handelt, verzichten wir auf eine detaillierte Stellungnahme und verweisen auf unsere erste. Zudem verweisen wir auf unser Buch, bei dessen Lektüre Jacob und Weis augenscheinlich einiges entgangen ist.

Nur so ist zu erklären, dass sich Jacob und Weis nach unserer Richtigstellung für deren zentralen und haltlosen Vorwurf, wir propagierten eine „Krebsdiät“, die den „Tumor aushungern“ könne, damit entschuldigen, ihnen sei „der Satz entgangen“, in dem wir explizit dazu Stellung genommen hatten.

Als Reaktion auf unseren Nachweis von sachlichen Fehlern wählen Jacob und Weis die Strategie „die beste Verteidigung ist der Angriff“. Beispielsweise machen sie uns nun den Vorwurf, wir würden den Aussagen der Studienautoren einer Arbeit [3] widersprechen, die sie als zentrales Argument für ihre These angeführt hatten, dass vorzugsweise Fett zur Energiegewinnung von Krebszellen dient. Das ist bizarr, weil wir nachgewiesen hatten, dass Jacob und Weis selber die Schlussfolgerungen der Autoren auf den Kopf stellen. Zum Beleg ziehen sie nun eine Pressemitteilung über diese Arbeit heran. Aber auch darin können wir nichts erkennen, was die eigenwillige Interpretation von Jacob und Weis stützt.

Um es nochmals hervorzuheben: In der Arbeit, mit der Jacob und Weis ihre These belegen, dass Krebszellen an erster Stelle Fettsäureoxidation zur Energiegewinnung (ATP-Produktion) nutzen, fassen die Autoren ihre Ergebnisse explizit so zusammen: „Fettsäureoxidation trägt NICHT zur ATP Synthese bei“, deshalb sind die Zellen auf „die Verstoffwechslung von Glukose zur Energiegewinnung beschränkt“ [3].

Die Leser und Leserinnen können sich ein eigenes Bild machen, im Artikel in der DZO weisen Jacob und Weis auf die Seite www.drjacobsweg.eu hin für „weitere ausführliche Informationen zur Bedeutung von Fetten zur Energiegewinnung …“. Dort finden sich die Volltexte der beiden Artikel [1, 2] und eine längere „komplette Stellungnahme“ als PDF, unser Brief an die Herausgeber fehlt allerdings in der Sammlung.

Wie wir im Brief an die Herausgeber der DZO geschrieben hatten, begrüßen wir eine fachlich fundierte aber ideologiefreie Diskussion: „Selbstverständlich gibt es offene Fragen zu dem im Buch vorgestellten Konzept einer ketogenen Ernährung für Krebspatienten, eine Diskussion dazu ist hoch willkommen. Die vorgebrachten Argumente müssen aber den üblichen Standards entsprechen und belegbar sein.“ In der Antwort von Jacob und Weis erkennen wir aber keinen geeigneten Diskussionsbeitrag.

Die Herausgeber gehen leider in ihrer kurzen Stellungnahme auf einen wichtigen Punkt nicht ein: Wissenschaftliche Fachartikel – zumal „Forschungsartikel“ – durchlaufen üblicherweise einen Gutachterprozess. Dies bedeutet, dass ein Fachartikel von fachkundigen Wissenschaftlern (in der Regel 2-4) vor Annahme bei einer Zeitschrift kritisch gelesen und auf Korrektheit überprüft wird. Auf unsere Frage, wie der unter Forschung gelistete Beitrag von Jacob und Weis [2] so einen Gutachterprozess durchlaufen konnte, haben wir leider bisher keine Antwort bekommen. Die Herausgeber verweisen stattdessen auf die Ausgabe 1/2013 der DZO für das „komplexe Feld der Detaildiskussion“.

1.    Jacob, LM, Weis, N (2012) Ketogene Diät: Mehr Schaden als Nutzen? Stellungnahme zum Schreiben von Frau Prof. Kämmerer. DZO 44:154-161
2.    Jacob, LM, Weis, N (2012) Krebszellen mögen Zucker, aber noch mehr lieben sie Fett und tierisches Eiweiß. DZO 44:109-118
3.    Samudio, I, Harmancey, R, Fiegl, M, Kantarjian, H, Konopleva, M, Korchin, B, Kaluarachchi, K, Bornmann, W, Duvvuri, S, Taegtmeyer, H, Andreeff, M (2010) Pharmacologic inhibition of fatty acid oxidation sensitizes human leukemia cells to apoptosis induction. J Clin Invest 120:142-56